Stell dir vor, du liest ein Advertorial über den neuesten koffeinfreien Bio-Espresso – charmant formuliert, mit feinem Sprachgefühl, elegant aussehend. Und ganz unten, fast schüchtern klein der Zusatz: „Erstellt mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz.“

Halt, Stop… Das war nicht der übernächtigte Texter mit dem MacBook voller offener Tabs, Kaffeeflecken auf dem Pulli und einem Faible für Alliterationen? Nicht die kreative Kollegin, die zwischen Video-Calls und Snackpausen ihre Headlines wie Mantras aufsagt?

Nein. Es war ein Algorithmus.
Und plötzlich sitzt man da und denkt sich: Gruselig? Cool? Oder einfach nur der nächste logische Schritt in einer Branche, in der alles schneller, effizienter und datengetriebener werden soll?

Wer textet besser – Hirn oder Hardware?

Früher hieß es: „Wer schreibt, der bleibt.“ Heute lautet die Devise eher: „Wer promptet, gewinnt.“

Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT oder Gemini sind längst keine lustigen Spielzeuge mehr, sondern gefühlt vollwertige Kollegen – allerdings mit Rechenzentrum statt Kopfkino. Sie liefern auf Zuruf nicht nur romantische Gedichte, sondern auch Headlines, H2’s, Produktbeschreibungen und – klar – Advertorials. Und das ziemlich zügig.

Die KI kennt keine Mittagspause, keine Montagsmüdigkeit und meckert auch nicht bei der fünften Feedbackrunde. Sie textet so flink wie andere ihren Einkaufszettel schreiben – nur eben mit mehr Buzzwords und weniger Bananen. Ein Traum – oder?

Naja. Denn so schick wie die Formulierungen auch klingen: Liest sich das wirklich noch nach Mensch? Nach Überzeugung? Nach einer Stimme mit Meinung und nach etwas too much Persönlichkeit?

KI-Advertorials: Zwischen Glanzleistung und Glatteis

Versteh mich nicht falsch: Maschinen können richtig was.
Sie…

  • recherchieren schneller als jeder Praktikant mit Koffeinüberdosis,
  • imitieren Tonalitäten von „seriös“ bis „selbstbewusster LinkedIn-Experte“,
  • bauen Texte nach, wie aus einem Baukasten-System: Intro, Mittelteil, CTA – Zack. Fertig.

Aber was ihnen fehlt, ist das gewisse Etwas. Das kleine, liebevolle Stolpern über einen gelungenen Satz. Das ironische Augenzwinkern, das einen Text nicht nur lesbar, sondern liebenswert macht.
Denn ganz ehrlich: Wer außer einem echten Menschen kommt auf die Idee, einen Saugroboter als „hyperaktiven Mitbewohner mit Putzfetisch“ zu betiteln?

Aus Bits und Bytes wird Content – aber wo bleibt der Charme?

Die wirklich spannende Frage ist also nicht, ob eine KI Advertorials schreiben kann. Denn das kann sie längst. Die Frage ist eher: Was machen wir als kreative Köpfe nun daraus?

Vielleicht helfen ja diese Gedankengänge:

  • Texter werden zu Prompt-Designern: Wer die Maschine geschickt füttert, bekommt die besten Ergebnisse.
  • Der erste Entwurf kommt von der Maschine – das Feingefühl vom Menschen.
  • Marketing-Experten bauen den perfekten Content aus Hirn, Herz und Hardware. Und stellen dadurch sicher, dass die eigentliche Botschaft nicht im Buzzword-Brei untergeht.

Die KI kann uns zwar ein Grundgerüst liefern, ob es am Ende aber ein gemütlicher Altbau oder ein Betonklotz mit Tiefgaragenflair wird – das liegt an uns.

Der KI-GAU: Wenn alle das Gleiche schreiben

Es gibt jedoch ein Risiko, das in all der Technologie-Euphorie gern übersehen wird:
Wenn alle dieselben Tools verwenden, die gleichen Prompts reinhacken und identische Templates nutzen – dann schreiben irgendwann alle dasselbe.

Will heißen:
Alle Texte sind korrekt. Alle Texte sind glatt. Und alle Texte sind gleich langweilig.

Die Content-Krise der Zukunft wird nicht durch KI ausgelöst – sondern durch Austauschbarkeit. Durch Lieblosigkeit. Durch Content, der so nach Schema F produziert ist wie ein IKEA-Regal – schnell zusammengebaut, aber steht in jedem zweiten Wohnzimmer.
Deshalb, liebe Marketer, Texter und Content-Liebhaber da draußen:

– Lasst euch gerne von der KI helfen – aber gebt nicht die komplette Verantwortung ab.

– Nutzt sie als Ideengeber und als Startpunkt – aber nicht als Endprodukt.

– Gebt dem Content das zurück, was nur wir Menschen können: Ecken. Kanten. Kleine Macken. Große Ideen.

Wer A oder B sagt, verpasst C wie “Chance”

Advertorials werden technischer, ja. Aber sie sollten gleichzeitig auch emotionaler, mutiger und menschlicher werden. Denn wer will schon Texte lesen, die wie eine gut gelaunte Bedienungs­anleitung klingen?

Also: Prompte clever. Redigiere entschlossen. Und wenn nötig – schreib auch mal wieder ganz analog. 

Mit Kopfhörern im Ohr, Koffein im Blut und ein bisschen Chaos im Kopf. Und vielleicht sogar mit einem koffeinfreien Bio-Espresso. Den gibt’s übrigens hier:

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